Know-how trifft Schwindelfreiheit

Kalt, windig, hoch: Das Arbeiten in einer Windkraftanlage über den Wolken erfordert Geschick und präzises Arbeiten. Oben am Hauptlager wirken enorme Kräfte, denen die Anlage standhalten muss. Es sind innovative Hightech-Dichtungskonzepte gefordert, die Maschinenelemente vor äußeren Einwirkungen schützen und gleichzeitig gewährleisten, dass Schmierstoffe sicher im Inneren bleiben. Das Thema erneuerbare Energien ist allgegenwärtig. Egal ob Wasser-, Wind- oder Sonnenenergie: Immer höher, größer und effizienter werden Anlagen konstruiert. Jedes einzelne Bauteil muss den daraus resultierenden wachsenden Anforderungen standhalten können, darunter auch die innovativen Dichtungslösungen von Freudenberg Sealing Technologies für Windkraftanlagen.

Jens Kuhnert, Marktsegmentkoordinator Wind Energy, und Anwendungsingenieur Andreas Koch übersetzen die Anfragen von Kunden in komplette Dichtungslösungen. Mal geht es darum, die Anforderungen in einer Einbauzeichnung darzustellen, in anderen Fällen werden Dichtungen komplett neu entwickelt und das Verhalten unter verschiedenen Bedingungen computergestützt simuliert. Denn Tests auf Prüfständen sind aufgrund der Größe der Dichtungen nur eingeschränkt möglich. Auch Schadensanalysen und Kundenschulungen zählen zu ihren Aufgaben. „Wir beliefern fast alle deutschen und europäischen Hersteller und haben zwei Kundengruppen: die Windkraftanlagen- und die Hauptlagerhersteller. Immer erfüllen unsere Dichtungen eine besondere Aufgabe. Sie sitzen im Hauptlager der Anlage und schützen diese vor Umwelteinflüssen, Temperatur- und Druckschwankungen“, erklärt Andreas Koch. Besonders wichtig hierbei ist, dass sie das Lager abdichten, damit keine Schmierfette nach außen treten können.

 

Arbeiten über den Wolken

Damit die Dichtungen mit einem Durchmesser von bis zu fünf Metern eingebaut und gewartet werden können, haben Jens Kuhnert und Andreas Koch ein Höhentraining als Zusatzausbildung absolviert, das es ihnen ermöglicht, einen exzellenten Service zu bieten – in schwindelerregender Höhe. Denn arbeiten in 100 Metern Höhe muss gelernt sein: Es gelten hohe Sicherheitsstandards. Im Notfall müssen sich die beiden auch am Turm der Windkraftanlage abseilen können. Die Zusatzausbildung bietet besondere Vorteile: „Wir beweisen jedes Mal absolute Kundennähe. Außerdem gewinnen wir so auch das Vertrauen von Interessenten. Windkraftanlagen werden immer größer, die Anforderungen komplexer. Wir können einen besseren Service bieten, wenn wir vor Ort sind und uns die Windkraftanlagen selbst anschauen und das Gesamtprojekt begleiten“, sagt Koch. Das hat sich herumgesprochen - die Arbeit führt sie zu Kunden und deren Windparks in ganz Europa.

Neue Technologie

Freudenberg Sealing Technologies ist es gelungen mit der neuen Wellendichtung „Seventomatic“ eine Dichtungslösung für fettgeschmierte Lager bei Wellendurchmessern ab 1,5 Meter und größer zu entwickeln, die sowohl radial innen -als auch außendichtend eingesetzt werden kann und sogar starken Wellenschlag toleriert. Anstelle der bisher eingesetzten Wurmfeder enthält diese eine Mäanderfeder, dadurch wird die Dichtung unempfindlicher bei größeren Bewegungen des Hauptlagers. Diese hohe Flexibilität ermöglicht einen sicheren Ausgleich über mehrere Millimeter und verhindert somit unerwünschte Leckagen. Das Profil der Dichtung erinnert an die Zahl 7 und inspirierte damit die Namensgebung „Seventomatic“.

  • Drei Personen in einem Büro

    In ihrem abwechslungsreichen Alltag steht Kundenkontakt im Vordergrund. (Foto: Michaela Kuhn)

  • Zwei Mitarbeiter prüfen Bauteil

    Qualität ist bei der Arbeit mit den Dichtungen besonders wichtig. (Foto: Michaela Kuhn)

  • Serviceeinsatz auf einer Windkraftanlage

    Aus der Dachluke sehen die Kollegen Spektakuläres. (Foto: Jens Kuhnert)

Wachsender Markt

Die Leistung von Windrädern steigt sukzessiv. Es werden immer größere Anlagen insbesondere für den Offshore-Einsatz gebaut. Acht Megawatt Leistung und 180 Meter Rotordurchmesser ist das derzeitige Maximum. Der Einfluss der steigenden Querkräfte auf Struktur und Antriebsstrang lässt sich im Vorfeld nur bedingt abbilden. Das macht es einem Dichtungslieferanten nicht leicht, bei Herstellern von Windkraftanlagen das nötige Vertrauen zu gewinnen. „Viele haben bereits Enttäuschungen erlitten, beispielsweise durch die Verwendung von ungeeigneten Materialien im Hauptlager“, so Koch. Speziell in solchen Fällen kann Freudenberg ad hoc helfen. „Wir liefern nicht nur schnell Ersatz, sondern begleiten auch den Einbau der neuen Dichtungen und trainieren die Servicetechniker vor Ort.“ In vielen Montageeinsätzen haben Kuhnert und Koch bewiesen, dass ein erfolgreicher Tausch von Dichtungen in der Gondel möglich ist. Direkt an der Welle, ohne aufwändige Demontage. Auch das hat sich in der Branche herumgesprochen.