Bilanzpressekonferenz: Freudenberg wächst weiter nachhaltig

Der weltweit tätige Technologiekonzern Freudenberg hat seine gute Geschäftsentwicklung in einem anspruchsvollen gesamtwirtschaftlichen Umfeld weiter fortgesetzt. Das Unternehmen hat im Jahr 2017 auf Basis der IFRS (Bewertung von Gemeinschaftsunternehmen nach der At-Equity-Methode) den Umsatz auf 9.345,6 Millionen Euro (VJ. 7.900,1 Millionen Euro) gesteigert. Dies ist ein Anstieg von 1.445,5 Millionen Euro und entspricht einer Steigerung von 18,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach den Effekten aus Akquisitionen und Desinvestitionen (1.283,1 Millionen Euro) und der Berücksichtigung von Wechselkurseffekten (-159,7 Millionen Euro) lag der Umsatz um rund 4 Prozent oder 322,1 Millionen Euro über dem Vorjahr. Der wesentliche Effekt aus Akquisitionen entstand durch die vollständige Übernahme der Vibracoustic Gruppe im Jahr 2016.

Die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zeigt sich darin, dass rund ein Drittel des Umsatzes mit Produkten erreicht wurde, die jünger als vier Jahre sind.
Das Konzernergebnis erreichte 700,1 Millionen Euro (korrigierter Vergleichswert VJ. 519,0 Millionen Euro nach Bereinigung eines Einmaleffekts aus dem Statuswechsel der Vibracoustic Gruppe. Das Konzernergebnis 2016 inklusive des Sondereffektes betrug 1.086,9 Millionen Euro).
Zum 31. Dezember 2017 beschäftigte die Freudenberg Gruppe 47.653 Mitarbeiter (VJ. 46.266).

„2017 war sowohl operativ als auch strategisch ein erfolgreiches Jahr für Freudenberg“, sagte Dr. Mohsen Sohi, CEO der Freudenberg Gruppe, bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Weinheim. „Wir sind unserem Ziel, eines der innovativsten und effizientesten Technologieunternehmen zu werden, ein gutes Stück nähergekommen.“

Freudenberg berichtet – abweichend zu den Vorjahren – keine auf Basis der Quotenkonsolidierung, sondern ausschließlich entsprechend den Bilanzierungsregeln nach IFRS ermittelten Werte. Danach werden Gemeinschaftsunternehmen grundsätzlich nach der At-Equity-Methode in den Konzernabschluss einbezogen. Deren Umsatz- und Mitarbeiterzahlen werden nicht berücksichtigt. Vor allem nach der vollständigen Übernahme der Vibracoustic Gruppe im Jahr 2016 sind die Unterschiede zwischen der Quotenkonsolidierung und der At-Equity-Betrachtung von Gemeinschaftsunternehmen unwesentlich geworden.

Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit (EBIT) betrug im Jahr 2017 797,6 Millionen Euro (Vergleichszahl VJ. 677,5 Millionen Euro; mit Einmaleffekt: 1.245,4 Millionen Euro). „Die anhaltend hohe Ertragskraft ist ein Resultat der konsequenten Maßnahmen zur Produktivitäts- und Effizienzsteigerung“, unterstrich Dr. Sohi.

Der Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit betrug 929,0 Millionen Euro (VJ. 945,1 Millionen Euro). Die liquiden Mittel betrugen zum Jahresende 998,8 Millionen Euro (VJ. 960,7 Millionen Euro).

Investitionen
„Wir haben wieder kräftig investiert und unsere Investitionsquote ohne die Berücksichtigung von Akquisitionen auf 5,4 Prozent (VJ. 5,2 Prozent) ausgebaut“, sagte Dr. Ralf Krieger, CFO der Freudenberg Gruppe. Insgesamt investierte Freudenberg im Jahr 2017 rund 670 Millionen Euro (VJ. 1.629 Millionen Euro), davon rund 170 Millionen Euro in Akquisitionen und rund 500 Millionen Euro (VJ. 407 Millionen Euro) in Produktionsanlagen, Sachanlagen, Gebäude und immaterielle Vermögenswerte (Bilanzzugänge). Davon flossen rund 175 Millionen Euro in Deutschland (VJ. 148 Millionen Euro) und wiederum davon rund 128 Millionen Euro (VJ. 114 Millionen Euro) in Weinheim.
Beispiele dafür sind:

  • Freudenberg Performance Materials hat am US-amerikanischen Standort in Macon, Georgia, eine neue Linie mit modernster Prozesstechnologie für hochwertige glasfaserverstärkte Spinnvliesstoffe für die Bauindustrie in Betrieb genommen.
  • Zudem weihte Freudenberg Chemical Specialities am Chem-Trend-Stammsitz in Howell, USA, das erweiterte globale F&E-Zentrum ein. Die Japan Vilene Company eröffnete einen neuen Produktionsstandort in Aguascalientes, Mexiko, und eine neue Medikal-Fabrik in Moriyama-Stadt, Shiga, Japan. VistaMed hat die Erweiterung der Hauptproduktionsstätte in Carrick-on-Shannon, Irland, abgeschlossen.
  • In Weinheim wurde am Ende des Berichtsjahres das neue Ausbildungszentrum bezogen.

Eigenkapitalentwicklung
Die Eigenkapitalquote erhöhte sich von 45,0 Prozent auf 47,4 Prozent. Absolut erhöhte sich das Eigenkapital um rund 232 Millionen Euro, vor allem bedingt durch das positive Ergebnis. Damit verfügt die Freudenberg Gruppe weiter über eine sehr gute, komfortable Eigenkapitalausstattung. Im Berichtsjahr hat die internationale Ratingagentur Moody's Deutschland GmbH, Frankfurt am Main, die Freudenberg SE, Weinheim, wie im Vorjahr mit „A3“, Ausblick stabil, bewertet. Damit hat die Unternehmensgruppe weiterhin ein sogenanntes „Single-A-Rating“.

Innovation
Der Schlüssel zum langfristigen Unternehmenserfolg sind Innovationen. Freudenberg hat im Berichtsjahr mehr denn je in Innovationen investiert und Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Höhe von 427,8 Millionen Euro (VJ. 335,1 Millionen Euro, plus 27,6 Prozent) durchgeführt. Dies entspricht 4,6 Prozent vom Umsatz (VJ. 4,2 Prozent). Ziel aller Aktivitäten ist es, den Umsatzanteil neuer Produkte weiter zu steigern. Der Anteil der Produkte, die jünger sind als vier Jahre, liegt bei 33,0 Prozent (VJ. 28,7 Prozent).
Im Berichtsjahr arbeiteten durchschnittlich 3.445 Mitarbeiter (VJ. 2.751 Mitarbeiter) in der Forschung und Entwicklung. Regionaler Schwerpunkt war erneut Deutschland mit 1.662 Mitarbeitern.

Um die Innovationskraft zu stärken, entwickelt Freudenberg die Material-, Prozess- und Systemkompetenz über Technologieplattformen weiter und fokussiert sich dabei auf wesentliche Querschnittstechnologien, die für mehrere Geschäftsgruppen relevant sind. Im Jahr 2017 wurden die sieben bestehenden Plattformen Vliesstoffe, Dichtungstechnik, Formgebung, Reibung/Verschleiß und Schmierung, Oberflächentechniken, Polymere sowie Mischungen und Reaktionen um zwei weitere ergänzt: Digitalisierung und Hygiene.

Operational Excellence
Die Verwaltungskostenquote ist im Geschäftsjahr 2017 sowohl aufgrund der niedrigeren Kostenstruktur der erstmalig ganzjährig vollkonsolidierten Vibracoustic Gruppe als auch infolge von Effizienzsteigerungen, wie beispielsweise Prozess- und Systemoptimierungen, gesunken – von 7,6 Prozent auf 6,7 Prozent. „Wir schaffen uns durch diese Effizienzsteigerung den finanziellen Spielraum, um weiter in neue Produkte und Technologien für unsere Kunden investieren zu können und damit die langfristige Zukunft von Freudenberg zu sichern“, stellte Dr. Krieger heraus.

Portfolio
Freudenberg entwickelt sein Portfolio selektiv und zielgerichtet durch Akquisitionen in allen Geschäftsgruppen. Ziel ist ein ausbalanciertes Portfolio von zyklischen und antizyklischen Geschäften – mit gleich großen Umsatzbeiträgen aus Nord- und Südamerika, Europa und Asien. Beispiele für Akquisitionen im Jahr 2017 waren:

  • Im Januar 2017 erwarb die Geschäftsgruppe Freudenberg Medical weitere 40 Prozent der Anteile an der VistaMed Ltd., Carrick-on-Shannon, Irland. VistaMed fertigt hochwertige Spezialkatheter sowie extrudierte Schläuche für die Medizintechnikindustrie und arbeitet seit 2010 als Joint Venture mit Freudenberg zusammen. Damit besitzt das Unternehmen jetzt 90 Prozent.
  • Im Juli 2017 übernahm Freudenberg die Metflex Holding Company Ltd, Blackburn, Großbritannien. Das Unternehmen ist ein führender Entwickler und Hersteller von Membranen und kundenspezifischen Dichtungslösungen für vielfältige industrielle Anwendungen.
  • Im Oktober 2017 erwarb Freudenberg den Spezialisten für natürliche Inhaltsstoffe in Lebensmitteln Colarôme Inc., Saint Hubert, Kanada. Das Unternehmen hält Patente für Technologien, die die Herstellung einer einzigartigen Palette natürlicher Farbpigmente ermöglichen
  • Ebenfalls im Oktober 2017 kaufte Freudenberg in den USA das Playtex-Haushaltshandschuh-Geschäft von Edgewell Personal Care Brands, LLC, St. Louis, USA. Playtex ist seit mehr als 65 Jahren im Markt aktiv und in den USA die führende Marke.

Mitarbeiter
Um den Exzellenzanspruch erfüllen zu können, hat Freudenberg das Talent Management weiter ausgebaut. Ziele sind unter anderem, die Vielfalt und Inklusion im Unternehmen zu fördern sowie die besten Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

Freudenberg beschäftigte zum 31. Dezember 2017 47.653 Mitarbeiter (VJ. 46.266 Mitarbeiter). In Deutschland stieg die Mitarbeiterzahl auf 11.472 (VJ. 11.246), in Europa (ohne Deutschland) auf 13.897 (VJ. 12.751), in Nordamerika auf 10.285 (VJ. 10.156). In Asien sank die Zahl leicht auf 9.876 (VJ. 9.922) und in Südamerika auf 1.640 (VJ. 1.731).

Im Jahr 2017 begannen 138 junge Menschen bei den deutschen Freudenberg-Gesellschaften eine Ausbildung. Insgesamt waren es 394 Auszubildende und Studenten zum 31. Dezember 2017.

Verantwortung für die Gesellschaft
Für Freudenberg als werteorientierten Technologiekonzern in Familienbesitz bedeutet Erfolg, nicht nur finanziell erfolgreich zu sein, sondern immer auch die Übernahme von Verantwortung für die Gesellschaft. Diese beiden Ziele sind seit der Gründung des Unternehmens untrennbar miteinander verknüpft. Nachhaltigkeit, Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz, gesellschaftliches Engagement, Compliance sowie Menschenrechte und Arbeitsnormen sind in den Werten und Grundsätzen verankert.

Nachhaltigkeit
2016 hat Freudenberg eine gruppenweite Sustainability-Strategie entwickelt. Im Jahr 2017 wurde diese Strategie an alle Geschäftsgruppen als Rahmenwerk übergeben. Zudem wurde Nachhaltigkeit zu einem systematischen Bestandteil des Strategieprozesses gemacht.

Dabei geht es zum einen darum, wie Freudenberg im Unternehmen eigene Prozesse gestaltet und Anlagen nutzt, um Ressourcen zu schonen (Footprint). Zum anderen bietet die Gruppe Produkte und Lösungen, die es den Kunden erlauben, effizienter und nachhaltiger zu fertigen und ihre Produkte ressourceneffizienter zu machen (Handprint). „Mit der Verkleinerung des eigenen Footprint und der Vergrößerung unseres Handprint beim Kunden trägt Freudenberg weltweit zu mehr Nachhaltigkeit bei“, erläuterte Dr. Tilman Krauch, CTO der Freudenberg Gruppe. Die sechs Kernthemen Materialien, Abfall, Energie, Emissionen, Wasser und Gesundheit haben dabei die größte Bedeutung für die Unternehmensgruppe.

Arbeitsschutz
Die Sicherheit der Mitarbeiter im Arbeitsumfeld hat allerhöchste Priorität. Im Jahr 2017 lag auf allen Ebenen des Unternehmens ein besonderer Fokus auf Arbeitssicherheit. Dies führte dazu, dass der negative Trend von 2016 umgekehrt werden konnte und Freudenberg wieder zu den hohen Standards zurückgekehrt ist. Der LDIFR-Wert (Unfälle mit mindestens 1 Tag Ausfall pro 1 Million geleistete Arbeitsstunden) lag im Berichtsjahr bei 1,4 (Vorjahr: 1,8).

Gesellschaftliches Engagement
Gesellschaftliches Engagement geht für Freudenberg über die Wertschöpfungskette hinaus. Neben einer Reihe von Maßnahmen hat das internationale Programm „e²“ (education and environment) das Ziel, Menschen Zugang zu Bildung und Arbeit zu ermöglichen und den Umweltschutz zu fördern. Insgesamt stellt Freudenberg derzeit 14 Millionen Euro für 7 Jahre zur Verfügung. Seit dem Start der Initiative im Sommer 2015 bis Ende des Jahres 2017 wurden insgesamt rund 60 Projekte bewilligt, von kleinen Aktionen bis hin zu großen Bildungsprogrammen in der direkten Nachbarschaft der Freudenberg-Standorte.

Fazit 2017
„Wir konnten wichtige strategische Projekte abschließen, die für den langfristigen Erfolg der Unternehmensgruppe entscheidend sind. Zusammenfassend ist zu sagen, dass wir effizienter und innovativer geworden sind. Dies ist das Ergebnis unserer Bestrebungen, die Verwaltungskosten zu senken und gleichzeitig die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu erhöhen“, resümiert Dr. Sohi.

Aktuelle Entwicklung 2018
Die Freudenberg Gruppe startet in das neue Geschäftsjahr mit einem Auftragsbestand, der leicht über dem Vorjahreswert liegt. Grund hierfür ist die in der Gesamtsicht positive Marktentwicklung des Geschäftsjahres 2017 in den meisten Geschäftsgruppen.

Insgesamt will Freudenberg 2018 Investitionsprojekte im Wert von rund 400 Millionen Euro starten. Davon sollen rund 100 Millionen Euro in Sachanlagen in Deutschland und davon wiederum 35 Millionen Euro in Weinheim angelegt werden.

Zudem wurden im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres schon rund 90 Millionen Euro in die Übernahme oder Beteiligungen innovativer Unternehmen investiert:
Erworben wurden E.D. Oates Pty Ltd, der Marktführer im professionellen Reinigungsgeschäft in Australien, die Hanns Glass GmbH & Co. KG. in Deutschland, der weltweit führende Hersteller von Fußmatten für die Automobilindustrie. Außerdem wurden Teile des Brennstoffzellen-Herstellers Elcore und seiner Schwester-Gesellschaft Elcomax in Deutschland gekauft und eine Minderheitsbeteiligung an der US-amerikanischen Firma XaltEnergy, einem Produzenten großformatiger Lithium-Ionen-Batteriezellen, -Module und -Systeme übernommen.

Weiterer Ausblick 2018
Für das Geschäftsjahr 2018 rechnet Freudenberg mit einem insgesamt stabilen gesamtwirtschaftlichen Umfeld. Zwar wird die Weltwirtschaft 2018 voraussichtlich geringfügig schneller wachsen als im Jahr 2017. Dem stehen jedoch die weiterhin herausfordernde geopolitische Lage in verschiedenen Regionen Osteuropas, des Mittleren Ostens und Südamerikas, ein geringeres Wirtschaftswachstum in China sowie steigende Rohstoffpreise und erhöhte Währungskursrisiken gegenüber.

Daneben erfordern neue Technologien, wie Elektromobilität und autonomes Fahren im Automobilsektor, oder branchenübergreifende Megatrends, wie Digitalisierung, Konnektivität und Nachhaltigkeit, innovative Lösungsansätze in einem anspruchsvollen und von sich stetig ändernden Kundenanforderungen geprägten Marktumfeld. Vor diesem Hintergrund geht Freudenberg von einem Gesamtwachstum der für die Unternehmensgruppe relevanten Märkte von 1,0 bis 3,0 Prozent aus.


Der Vorstand der Freudenberg Gruppe (von links nach rechts) Dr. Tilman Krauch, Dr. Mohsen Sohi und Dr. Ralf Krieger während der Bilanz-Pressekonferenz.

Beantworten die Fragen der Journalisten: Esther Loidl, Leiterin Corporate Human Resources, Vorstand Dr. Tilman Krauch, Vorstand Dr. Mohsen Sohi, Vorstand Dr. Ralf Krieger, Cornelia Buchta-Noack, Leiterin Corporate Communications und Marco Altherr, Leiter Corporate Controlling and Accounting.