CAPOL - Jetzt wird’s bunt

Die Hersteller von Süßwaren sind ständig auf der Suche nach Innovationen. Fündig werden sie beim Freudenberg-Unternehmen CAPOL. Hier hat ein Forscherteam aus Deutschland und Kanada eine einzigartige Farbstoff-Technologie entwickelt, die den gesellschaftlichen Trends nach Natürlichkeit und Transparenz Rechnung trägt.

Gestrenge Puristen mögen sich mit blauen Schokokugeln oder rosa Oster-Schokohasen auf den ersten Blick nicht so recht anfreunden können. Die große Mehrheit von Süßwaren-Fans auf der ganzen Welt sind derartigen Neuerungen gegenüber aber alles andere als abgeneigt, zumal Naschen generell angesagt ist: Satte 166 Milliarden Euro wurden 2018 auf der ganzen Welt für Süßigkeiten ausgegeben, und es geht weiter bergauf, nicht zuletzt dank einer lebhaften Nachfrage aus Asien, dem Mittleren Osten und Nordafrika.

Damit das so bleibt, muss sich die Industrie immer wieder in Teilen neu erfinden und frühzeitig auf gesellschaftliche Trends reagieren. Also hält sie die Augen offen nach kleinen und großen Neuerungen – Innovationen, die den Kunden ansprechen und die sich gleichzeitig für die Unternehmen rechnen. Konfrontiert werden sie dabei auch mit neuen Wünschen. „Wenn es um die Zutaten geht, stehen bei den Verbrauchern Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit zunehmend hoch im Kurs“, sagt Christian Hauk, Geschäftsführer CAPOL. „All diesen Wünschen gerecht zu werden, ist für die Industrie eine Herausforderung.“

Know-how aus Norddeutschland und Kanada

CAPOL greift ihr dabei unter die Arme. Die Firma mit Hauptsitz in Elmshorn, nahe Hamburg, beschäftigt 90 Mitarbeiter, ist seit Jahrzehnten auf die Oberflächenbehandlung von Süßigkeiten spezialisiert und Marktführer in ihrem Segment. Mit ihren mehr als 300 Produkten sorgt sie zum Beispiel dafür, dass Schokokugeln glänzen, Gummibärchen nicht verkleben und Lakritzschnecken sich geschmeidig entrollen lassen. Zu den Kunden zählen viele kleine und nahezu alle großen Süßwarenhersteller weltweit – und für die sind auch farbige Süßwaren ein interessantes Marktsegment.

Bei CAPOL forscht daran ein länderübergreifendes Team an den Standorten Elmshorn in Deutschland und St. Hubert bei Montreal in Kanada. In Montreal hatte CAPOL 2017 ein kanadisches Unternehmen akquiriert, dessen Spezialität die „Vivapigments“ sind: einzigartige Farbpigmente mit besonderen Eigenschaften. Mit der Zusammenführung in der CAPOL Gruppe hat sich ein deutsch-kanadisches Team gebildet, das an ihrer technologischen Weiterentwicklung arbeitet – zahlreiche Meetings, transatlantische Gespräche und E-Mails eingeschlossen.

Unsere Pigmente basieren auf natürlichen Quellen wie pflanzlichen Farbextrakten, die auch im heimischen Garten zu finden sind

Plamen Nikolov, Direktor für Forschung und Entwicklung bei CAPOL in St. Hubert

„Unsere Pigmente basieren auf natürlichen Quellen wie pflanzlichen Farbextrakten, die auch im heimischen Garten zu finden sind“, sagt Plamen Nikolov, Direktor für Forschung und Entwicklung bei CAPOL in St. Hubert. „Für Verbraucher, die weniger oder gar keine synthetischen Farben in Lebensmitteln wünschen, ist das eine gute Nachricht.“ Denn die Pigmente enthalten beispielsweise die Farben von Pflanzen wie Rote Beete, Roter Rettich oder Kurkuma. Erzeugt werden sie durch eine spezielle, von CAPOL entwickelte und patentierte Technologie. Das Besondere daran ist die Verkapselung der natürlichen Farbextrakte mit bekömmlichen Pflanzenproteinen, die die Farben wasserunlöslich und unempfindlicher gegenüber Licht und Wärme machen.

Innovativ und effizient

Während bei CAPOL in Kanada die Grundlagen für die pulverförmigen Pigmente gelegt wurden, kann der deutsche Teil des Teams umfassendes Wissen insbesondere für die Anwendung im Süßwarenbereich einbringen. Er konzentrierte sich stärker auf die Frage, wie Lebensmittelhersteller die Technologie so einfach und effizient wie möglich in ihre bestehenden Herstellungsprozesse einsetzen können. „Die Farbstabilität der Vivapigments ist für die Süßwarenindustrie zwar generell attraktiv“, sagt Britta Beer, Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von CAPOL. Aber letztlich muss der gesamte Prozess der Süßwaren-Herstellung schlank und schnell bleiben.

Vivapigments

Und so experimentierte das CAPOL-Forscherteam fast ein Jahr lang mit unterschiedlichen Rezepturen in unzähligen Testläufen an einem neuen Produkt, das den Bedürfnissen der Industriekunden gerecht wird. „Schließlich haben wir aus den Vivapigments eine ölige Farbdispersion entwickelt, die unkompliziert in der Industrieproduktion eingesetzt werden kann.“ Die Farbdispersion vereint das Beste aus zwei Welten: die spezifischen Eigenschaften der Vivapigments sowie die komfortable Anwendung in einem direkt gebrauchsfähigen Produkt, das ohne Stauben, Klumpen oder Vorbehandlung eingesetzt werden kann. Es ist damit speziell an die Anforderungen in der Süßwarenindustrie angepasst. 

Aufgrund ihrer Eigenschaften haben die „Vivapigments“ und die darauf basierenden Dispersionen noch einen Vorteil: Sie entsprechen dem Wunsch vieler Verbraucher, dass Angaben zu Inhaltsstoffen möglichst transparent und verständlich sein sollten, nicht nur in der Süßwaren- und Lebensmittelindustrie, sondern auch im Pharma- und Kosmetikbereich. Damit sprechen sie insbesondere Konsumenten an, die Zutaten scheuen, die sie als ungesund oder nicht nachhaltig einschätzen, wie zum Beispiel synthetische Farbstoffe. Und so lassen sich dann auch bunte Schokokugeln oder Schokohasen ohne Bedenken und schlechtes Gewissen, dafür aber mit umso mehr Genuss konsumieren.