Aquabio - Sauberes Abwasser

Eine saubere Lösung für Abwasser

Wasser ist begehrt und kostbar, auch in der Industrie. Das zur Freudenberg Gruppe gehörende Unternehmen Aquabio entwickelt Anlagen, mit denen Unternehmen ihr Abwasser effizient reinigen, aufbereiten und wiederverwenden können. Das nützt der Umwelt und der eigenen Bilanz.

Ozeane, Seen, Flüsse: Zwei Drittel der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Das kühle Nass ist allgegenwärtig – und kostbar. Für gut zwei Milliarden Menschen in Entwicklungsländern zum Beispiel stellt der Zugang zu sauberem Trinkwasser oder die Nutzung hygienischer Sanitäranlagen ein großes Problem dar, vielfach sogar eine Unmöglichkeit. An anderen Orten auf dem Globus hingegen regiert der Überfluss: 4.000 Liter pro Tag beträgt der virtuelle Wasserverbrauch jedes Bürgers in Deutschland. Dabei handelt es sich um die Wassermenge, die für die Herstellung jener Güter erforderlich ist, die wir jeden Tag benutzen, essen und trinken. Die Erzeugung eines Kilogramm Rindfleischs zum Beispiel verschlingt mehr als 15.000 Liter Wasser, eine Tasse Kaffee immerhin noch 140 Liter.

Damit ist Wasser auch ein Wirtschaftsfaktor. Unternehmen ist das zunehmend bewusst, zumal die Politik in vielen Ländern sukzessive schärfere regulatorische Vorschriften erlässt, wie H2O zu verwenden und zu reinigen ist. „Die Erhöhung der Wassereffizienz in der Industrie bekommt immer mehr Aufmerksamkeit“, sagt Geschäftsführer Terry McCarthy vom britischen Unternehmen Aquabio, das seit 2013 zu Freudenberg Filtration Technologies gehört und zu den europäischen Marktführern in der Reinigung, Aufbereitung und Wiederverwendung von Industrie- und Abwasser zählt. Sein Eindruck: „Firmen wünschen sich verlässliche kosten- und energieeffiziente Technologien, um verantwortungsvoll und klug mit Wasser umzugehen.“

Seit 1997 hat Aquabio, das aktuell 30 Mitarbeiter zählt, fast 30 Projekte und Anlagen in Unternehmen aus verschiedenen Branchen realisiert und installiert – in der Lebensmittel- und Getränke-Industrie, in Destillerien und in der chemischen Verarbeitung. Dabei greift das Unternehmen auf Kreislaufsysteme zurück, in denen eine Mischung verschiedener Technologien eingesetzt wird, zum Beispiel Membranbioreaktoren, anaerobe Gärung, Wärmerückgewinnung sowie zugehörige Kontroll- und Kommunikations-Systeme. „Unser Ansatz ist prozessorientiert“, sagt Terry McCarthy. „Wir ermitteln für jeden Kunden den am besten passenden Technologie-Mix und setzen ihn um.“

Eine eigene Kläranlage ist für größere Betriebe in der Lebensmittelindustrie, zum Beispiel Brennereien und Molkereien, fast schon ein Muss, denn in der Produktion fallen täglich mehrere Millionen Liter zum Teil stark verunreinigter Abwässer mit einer Vielzahl an Schad- und Feststoffen, etwa Fetten und Ölen, an. Eine effektive Option ist in solchen Fällen zum Beispiel die so genannte anaerobe Reinigung, die ohne die energie- und damit kostenintensive Beimischung von Luft/Sauerstoff ins Abwasser funktioniert:

Das Wasser aus der Produktion wird zunächst in einen Bioreaktor geleitet, in dem anaerobe Bakterien methanreiches Biogas bilden. Anschließend werden Wasser und Schlamm mit Hilfe von Ultrafiltrations-Membranen in mehreren Durchläufen voneinander getrennt. Zu guter Letzt kann es mit Hilfe verschiedener physikalischer und biologischer Verfahren – zum Beispiel der so genannten Umkehrosmose oder dem Einsatz von ultraviolettem Licht – weiter aufbereitet und desinfiziert werden. Bei Bedarf wird noch eine geringe Menge Chlor zugefügt. Wenn gewünscht, lässt sich auf diesem Wege Trinkwasser-Qualität erreichen.

„Die Ergebnisse sind wirklich erstaunlich“, sagt Terry McCarthy. „Und sie gehen über die Wasserreinigung im engen Sinne weit hinaus.“ Bis zu 95 Prozent des eingesetzten Wassers können vollständig und sicher recycelt werden. Zudem lässt sich der entstehende Klärschlamm nicht selten wiederverwenden: In einer Brennerei zum Beispiel entsteht im Zuge des Klärprozesses Biodünger, der den Bauern der Umgebung zur Verfügung gestellt werden kann. Außerdem trägt das methanreiche Biogas aus dem Bioreaktor dazu bei, einen signifikanten Teil der Energiekosten der Anlage zu senken. Wird es als Energiequelle eingesetzt, muss das Unternehmen weniger fossile Brennstoffe zukaufen. So bilden Produktion und Recycling einen Kreislauf, der Umwelt und Unternehmen nützt.

Die Wiederverwendung des Abwassers kann sehr weitgehend sein, wie die Recycling-Lösung von Aquabio bei „Cucina Sano“ in Boston, Lincolnshire, unter Beweis stellt. An dem Standort des Lebensmittelkonzerns Bakkavor werden italienische Fertiggerichte hergestellt, die zum Sortiment des Einzelhändlers Marks & Spencer gehören. In der vollständig automatisierten und seit zehn Jahren immer wieder sukzessiv erweiterten Anlage wird das Abwasser zunächst umfassend gereinigt und anschließend wieder im gesamten Unternehmen genutzt. Es wird an das Werk zurückgegeben und dort in allen trinkbaren Gütern wiederverwendet, im Produktionsprozess und in Bürodienstleistungen. 

„Technologie ist kein Selbstzweck. Dreh- und Angelpunkt jeder Anlage sind die Bedürfnisse und Ziele des jeweiligen Kunden“, sagt Terry McCarthy. Eine standardisierte technische Lösung sei weder wünschenswert noch ratsam, dazu seien die Voraussetzungen in puncto Produktion, Produkte und industriellem Design viel zu unterschiedlich. „Wir konzipieren und entwickeln eine Anlage in enger Abstimmung mit den produzierenden Unternehmen“, sagt der Aquabio-Manager. „Entscheidend ist am Ende eine individuelle Prozesslösung – ein Paket, das im täglichen Einsatz verlässlich, kostengünstig und effizient funktioniert.“