
Nach Neuem streben, Neues schaffen
Es geht auch schneller
Das gilt nicht nur für Produkte, auch bei der Produktion selbst schaut Dingert genau hin. Da war zum Beispiel die Sache mit den bekannten roten Eimern der Freudenberg-Marke Vileda: 24 Sekunden dauerte es früher, einen solchen Eimer im Spritzgießverfahren herzustellen, daran gäbe es nichts zu rütteln, hieß es. Dingert sah sich herausgefordert: Gemeinsam mit seinem Team ließ er sich das Verfahren bei verschiedenen Maschinenherstellern zeigen, er stellte Simulationsrechnungen auf und verglich. Das Ende vom Lied: Mit neuen Werkzeugen und schnelleren Maschinen ließ sich das Verfahren auf unter zehn Sekunden verkürzen. „Das brachte Einsparungen in Millionenhöhe“, sagt Dingert stolz. Das war vor sechs Jahren.
Eine Entwicklungsgeschichte
Angefangen hat für Dingert alles 1987 in der Zentralen Forschung und Entwicklung der Freudenberg-Gruppe, heute der Bereich Corporate Research & Development. Dingert, damals Student der Kunststofftechnik, wird nach einem Praktikum und seiner Diplomarbeit vom Fleck weg engagiert. Kurze Zeit später wechselt er zur Geschäftsgruppe Freudenberg Sealing Technologies in Reichelsheim, wo er für die Verfahrenstechnik und Entwicklung von Dichtungen in der Abteilung „Kunststoff und neue Produkte“ zuständig ist.
1993 kommt Dingert zu Vileda, einem Freudenberg-Unternehmen der Geschäftsgruppe Freudenberg Home and Cleaning Solutions, in Weinheim und baut dort die Forschungs- und Entwicklungsabteilung auf.
Als Director Front End Innovation ist der Ingenieur seit 2014 für das Technologie-Scouting und Innovationen zuständig. Zum anderen gestaltet er die Prozesse in der Produktentwicklung mit.
Neue Technologien anpacken
So geht das nun seit fast 35 Jahren. Damit gilt Dingert als echtes Urgestein im Hause Vileda. Die Lösungen bei Vileda werden technologisch immer anspruchsvoller, denn viele neue Produkte funktionieren mit ausgeklügelter Elektronik. Solche Aufgaben packt der gebürtige Saarländer mit Vorliebe an: Seit einigen Jahren kümmert er sich um sogenannte „Front-End-Themen“ und leitet verschiedene Teams, die an technologischen Neuentwicklungen tüfteln.
Konsument immer im Fokus
Es ist ein aufwändiger Vorgang: Das Ziel ist es beispielsweise, eine Idee für ein neues Reinigungsprodukt zu entwickeln. Die Zutaten: ein möglichst diverses Team, das viele verschiedene Perspektiven in den Innovationsprozess hineinbringt, eine große Portion Kreativität und viel Geduld.
Um ein Verständnis für das Problem zu entwickeln, nimmt sich das Team viel Zeit. „Das ist wichtig, denn Konsument und seine Bedürfnisse stehen immer im Fokus“, erklärt Dingert. Deshalb gehe man auch direkt in die Haushalte hinein und lasse sich genau erklären und zeigen, was die Menschen etwa mit ihren Putzgeräten tun.
Die Verbraucherprobleme, die hierbei zutage treten, bewertet das Team nach ihrer Wichtigkeit für das Unternehmen und die Verbraucher und arbeitet dann konsequent nur noch an den Themen, die für beide wichtig sind – dann beginnt das Brainstorming. „Nach Neuem streben, Neues schaffen: Wenn ich sehe, dass der Funke auf das Team überspringt, dann begeistert mich das“, sagt Dingert. Wenn auch andere so brennen für neue Ideen wie er.
„Nebenbei“ nochmal studiert
Es entstehen erste Konzepte, die auf dem Papier visualisiert werden, man baut Prototypen. Während dieses Prozesses wird die Idee immer weiter verfeinert. Anschließend lädt das Team die Kunden ins Unternehmen ein und stellt ihnen die Konzepte vor. Und dann, „ja dann hat man eine erste qualifizierte Idee, mit der wir in unseren Entwicklungsprozess hineingehen können“, erklärt Dingert. „Das ist ein richtiger Glücksmoment, wenn wir hart gearbeitet haben und dann Erfolge vorweisen können.“
Dies ist eine sehr grobe Skizze der Ideenfindung, die Dingert und seine Mitarbeitenden 2017 im Unternehmen implementiert haben, „Ich freue mich, dass diese Sprints so gut angenommen wurden“, sagt der passionierte Entwickler. „Das hat das Unternehmen vorangebracht.“ Neun Produktentwicklungssprints nach diesem Schema hat Dingert seither vorbereitet und durchgeführt. Um neue Ideen und Business-Modelle zu generieren, arbeitet Freudenberg Home and Cleaning Solutions im Übrigen auch vermehrt mit externen Firmen zusammen. „Ziel ist es, unsere jeweiligen Kompetenzen zu kombinieren, nach dem Motto ‚eins plus eins ist drei‘“, erklärt der Experte. Das seien oft spannende Projekte, „Gamechanger, bei denen man vorher dachte, das ginge nie“.
Viele Klassiker aus der Taufe gehoben
„Sehr viele Patente“ hat Dingert, der zuhause einen Roboter zum Saugen benutzt, im Laufe der vielen Jahre erworben. Die ersten beiden Produkte, an denen er und sein Team mitgewirkt haben, sind der 2-in-1-Fensterwischer und der Superfeger, die seit Mitte der Neunziger in den Regalen stehen. „Ich war vom ersten Bleistiftstrich an dabei“, erinnert sich Dingert. Andere Produkte aus dem Schaffen des Ingenieurs sind der Wischmop, der UltraMat, der Easy Wring and Clean und der aktuelle Vileda „Steam Mop“. Unzählige weitere kamen hinzu.
Auf solchen Erfolgen ruht sich Dingert natürlich nicht aus. Gerade sitzt er mit seinem Team an einer Innovation, „die mir vermutlich aus den Händen gerissen wird, wenn sie auf den Markt kommt“, erklärt er und lächelt geheimnisvoll. „Es geht darum, Unsichtbares sichtbar zu machen.“ Mehr sei nicht verraten.