
Ran ans Plastik
Ran ans Plastik – für eine bessere Zukunft
Dass Yingjia Li nach einem akademischen Austauschprogramm für ein Doppelbachelorstudium dauerhaft in Deutschland bleiben würde, war nicht geplant. Als junge Studentin der angewandten Chemie an der Donghua-Universität in Shanghai wollte sie die Chance nutzen, Deutschland zu besuchen. Es gefiel ihr so gut, dass sie blieb, und an das Bachelor-Studium noch einen Master und eine Promotion anhängte. Heute ist sie beim Freudenberg-Tochterunternehmen SurTec beschäftigt und entwickelt Lösungen für das umweltfreundliche Recycling von PET. Ein wichtiger Schritt in eine grünere Zukunft.
„Als ich 2008 in Reutlingen ankam, war vieles im Vergleich zu Shanghai, meiner Heimatstadt in China, anders. Ruhiger, idyllischer und mit einem langsameren Lebensrhythmus. Es gefiel mir so gut, dass ich meine akademische Ausbildung hier beendete“, erklärt Li. Chemie habe sie schon immer fasziniert: „Der Studiengang der angewandten Chemie war perfekt für mich, denn er beinhaltet Theorie und Praxis zugleich. Die Theorien werden im Labor geprüft, umgesetzt und für konkrete Anwendungen spezifiziert. Es ist fast wie Kochen. Am Anfang überlegt man, wie das Gericht sein soll. Man kombiniert die Zutaten in unterschiedlichster Weise und kommt am Ende zu einer passenden Rezeptur.“
Ihr damaliger Mentor am Forschungsinstitut arbeitete eng mit Freudenberg Technology Innovation zusammen, schwärmte von erfolgreichen Kooperationen und berichtete von den globalen Karrieremöglichkeiten, die das weltweit tätige Technologieunternehmen bietet. So wurde Li auf Freudenberg aufmerksam und begann im Jahr 2019 ihre Karriere bei SurTec. Mit den Schwerpunkten Oberflächenreinigung, -beschichtung und -charakterisierung passte ihre Doktorarbeit thematisch gut zum Fachbereich des Freudenberg-Tochterunternehmens.
Doch was genau beinhaltet ihre jetzige Position als Entwicklungsingenieurin für industrielle Teilereinigung? „Laienhaft erklärt entwickele ich ,spezielle Spülmittel‘ für industrielle Teile, die von Verunreinigungen und Prozesshilfsmitteln wie Ölen, Schmierstoffen und Trennmittel befreit werden müssen“, fasst Li zusammen. Neben Schrauben und Metallblechen dreht sich Lis Arbeit seit zwei Jahren auch um PET. Seit ihrem Einstieg bei Freudenberg betreut sie ein großes Projekt, in dem sich alles um den Kunststoff dreht: „Mit dem Einstieg in diesen Bereich betraten wir als Oberflächenexperten Neuland. Aber es war uns wichtig, einen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Ziel des Projekts ist es, geschreddertes PET, sogenannte PET-Flakes, von Schmutz zu befreien und es somit für die Wiederverwertung vorzubereiten. Dadurch verhelfen wir Einweg-PET-Getränkeflaschen zu einem zweiten Leben, schonen natürliche Ressourcen und vermeiden Plastikmüll“. Die entsprechenden Spezialreiniger dafür hat sie entwickelt.
Reine Sache – mit wenig Schaum
„Auf der Suche nach der perfekten Lösung haben wir mit verschiedenen Kunden über deren Herausforderungen gesprochen“, erinnert sich Li. Das Hauptproblem Schaum, und zwar zu viel davon. „Darin lag unsere Aufgabe – auf Basis von Analysen passgenaue Lösungen für globale Kunden im PET-Recycling-Markt zu finden, und die PET-Flakes möglichst schaumarm zu säubern“. Neben dem Kundennutzen auch ein Pluspunkt für die Natur: „Durch die Anwendung eines schaumarmen und effizienten Reinigers kann die sonst große Menge an Entschäumer, einem zusätzlichen Mittel gegen Schaum, eingespart werden. Das reduziert den Ressourcenverbrauch und ist damit gut für die Umwelt“, erläutert die Entwicklungsingenieurin.
Der perfekte Reiniger
Auf der Suche nach dem perfekten Reiniger arbeitet Li auch eng mit Kolleginnen und Kollegen anderer Freudenberg-Geschäftsgruppen zusammen. Denn in Sachen PET-Recycling ist der Technologiekonzern schon Jahrzehnte lang an vorderster Front aktiv: So werden in mehreren Werken der Geschäftsgruppe Freudenberg Performance Materials täglich Millionen Plastikflaschen recycelt. „Dank der Austausche und Kooperationen habe ich Zugriff auf weitere Expertise. Das hilft mir, im Projekt gut voran zu kommen und keine wichtigen Details zu übersehen“.
Van Gogh zum Ausgleich
Ob im SurTec-Labor bei der Entwicklung umweltfreundlicher Reinigungslösungen oder privat: Die Natur liegt Li sehr am Herzen. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten im Freien, zeichnet und malt. „Die Malerei habe ich mir während der Promotion als Ausgleich und Inspirationsquelle angeeignet. Zudem fasziniert Van Gogh mich sehr. Er setzte sich einfach in die Natur, beobachtete diese und hielt seine Eindrücke fest. Das war auch mein Anfangspunkt.“ So sind die Aquarell-Farben ihre treuen Begleiter in der Natur geworden und helfen ihr, die schönen Anblicke der Umwelt auf Papier zu bringen.
Die Malerei habe ich mir während der Promotion als Ausgleich und Inspirationsquelle angeeignet. Zudem fasziniert Van Gogh mich sehr.
Yingjia Li