Design trifft auf Nachhaltigkeit

Ist Kunststoff nachhaltig? Durchaus – zum Beispiel, wenn er recycelt wird. Oder wenn Produkte so designt sind, dass sie möglichst lange halten. Dafür braucht es Know-How und den entsprechenden Willen. Die Geschäftsgruppe Freudenberg Home and Cleaning Solutions hat sich genau dem verschrieben.

Plastik hat ein schlechtes Image, aber Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Wegwerfprodukte, die nach Minuten im Müll landen, sind ein Problem für unsere Umwelt – aber niemand würde wohl kritisieren, dass ein Operationstisch, der jahrelang an seinem Platz steht, aus leicht zu reinigendem Kunststoff gefertigt ist. Dasselbe Prinzip gilt auch für Putz- und Reinigungsutensilien. „Wir schauen auf den vollen Lebenszyklus eines Produkts“, sagt Norbert Weis, Entwicklungsleiter im Consumer-Bereich von Freudenberg Home and Cleaning Solutions. „Wenn ein Produkt vier Jahre lang hält, hat es einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck als ein schnelles Wegwerfprodukt.“

Entscheidend ist hierbei das Design. Weis hinterfragt lange, bevor ein Produkt gefertigt wird, wie es auszusehen hat und wie es zusammengesetzt sein soll. Welche Eigenschaften soll es haben? Und welche Werkstoffe benötigt es dann dafür? Der Forschungs- und Entwicklungsexperte ist einer von rund 70 Mitarbeitenden im Bereich Forschung und Entwicklung, und Design ist für ihn mehr als Funktionalität: „Wir designen nachhaltig“, unterstreicht er.

Wir schauen auf den vollen Lebenszyklus eines Produkts

Norbert Weis, Entwicklungsleiter im Consumer-Bereich von Freudenberg Home and Cleaning Solutions

Besenborsten aus PET

Beim Design gibt es unterschiedliche Aspekte: Rezyklierbarkeit ist einer. „Es gibt große Unterschiede, wie gut man ein Material rezyklieren kann, wie leicht es einzusammeln und zu sortieren ist und wieder zurück in den Kreislauf gebracht werden kann“, sagt Weis. Die Freudenberg-Marke Vileda setzt deswegen zum Beispiel häufig auf den thermoplastischen Kunststoff Polypropylen – und vermeidet problematische Werkstoffe wie PVC schon seit den 1990er Jahren. PVC enthält oft schädliche Weichmacher und setzt bei der Verbrennung außerdem giftige Dämpfe frei. Statt aus PVC werden so auch Besenborsten seit mehr als einem Jahrzehnt aus einem anderen sinnvollen Kunststoff hergestellt, nämlich aus PET: „Hier nutzen wir unser Netzwerk innerhalb der Freudenberg Gruppe und profitieren vom Know-How zu Spinnvliesmaterialien.“ Auch wurden kürzlich Mikrofasertücher in den Markt eingeführt, die bei gleicher Leistungsfähigkeit zu 100% aus rezykliertem PET bestehen.

„Mindestens genauso wichtig ist in dem Zusammenhang aber auch, dass der Kunde weiß, wie ein Produkt zu entsorgen ist“, sagt Weis. Das beste Recycling-Material nützt nichts, wenn es am Ende in der falschen Tonne landet. Im internationalen Vergleich sind einige Länder wie Norwegen, Schweden und Italien aktuell besser aufgestellt als andere und bieten verschiedene Abfalltonnen für unterschiedliche Kunststoffe an. „Wir haben das Thema im Rahmen unserer „Fit-for-Circular“-Initiative auf die Agenda genommen“, sagt Weis. In einigen Ländern wurden die Informationen auf den Verpackungen bereits so angepasst, dass der Kunde eine bessere Orientierung entlang der gesetzlichen Vorgaben hat. Umso entscheidender ist in diesen Fällen aber auch, dass Produkte möglichst nicht aus Verbundmaterialien bestehen – also verschiedene Werkstoffe so kombinieren, dass sie später in der Anlage nicht getrennt werden können.

So wurde bei Freudenberg zum Beispiel beim „Mocio“ Wischmopp die Materialzusammensetzung des Folienbeutels geändert. „Der vorige Folienverbund war schwierig zu recyceln“, beschreibt Weis: „Insgesamt kamen im Jahr 39 Tonnen Material zusammen.“ Das mittlerweile verwendete Material aus LDPE-30-Micron-Folie reduziert sowohl Masse und Gewicht auf 22 Tonnen – und ist als Monomaterial leichter zu recyceln. Ein sehr eindrückliches Beispiel, welchen enormen Effekt Materialien ausmachen können. Im Rahmen der Verpflichtung gemeinsam mit der Ellen MacArthur Foundation hat Freudenberg deswegen auch öffentlich angekündigt, verstärkt Monomaterialien zu verwenden.

Letztendlich bedeutet nachhaltiges Design auch, Produkte so zu konzipieren, dass sie nicht leicht zu Bruch gehen, möglichst lange halten und der Kunde sie wirklich gerne benutzt. „Auch das ist ein ganz wichtiger Punkt für uns“, bekräftigt Weis. „Umso mehr, seitdem viele Nutzerinnen und Nutzer in den vergangenen Pandemie-Monaten häufiger zu Hause sind, mehr putzen, und entsprechend bereit sind, mehr Geld für Markenprodukte auszugeben.“ Insbesondere die Eimer sind deshalb besonders robust und langlebig konzipiert, vom „TURBO“ über den „Ultramat“ bis hin zum „EasyWring“.

Zum Thema Nachhaltigkeit gehört aber auch die Frage der Verpackung: „Wir stellen derzeit auf Polyethylenfolien um, weil diese noch besser in den weltweiten Recyclingsysteme wiederverwendet werden können sind“, sagt Weis. Hier sind sowohl Konsumenten als auch Händler sensibler geworden und fragen gezielt nach nachhaltigen Verpackungen.  „Wir haben uns das Ziel gesetzt, bis 2025 die Hälfte aller Verpackungen aus rezykliertem Material herzustellen“, sagt Weis. Bis spätestens 2025 sollen dann alle Verpackungen recycelbar, wiederverwendbar oder kompostierbar sein.

Das Team rund um Weis hat unlängst das eigene Portfolio genau analysiert, um weitere Produkte ausfindig zu machen, die möglicherweise noch nachhaltiger designt werden können. Denn schließlich ist das unter anderem eine Frage technologischer Entwicklung. „Es gibt derzeit weltweit viel Forschung in diesem Bereich, zum Beispiel, was das sortenreine Sortieren angeht“, sagt Weis. Er verfolgt in diesem Zusammenhang interessiert das Forschungsprojekt „Holy Grail 2.0“, in dem über 130 Unternehmen und Organisationen gemeinsam daran arbeiten, sortenreines Sortieren durch moderne digitale Wasserzeichen zu ermöglichen.

Sortenreine Recycling-Rohstoffe

Sortenreine Stoffe sind auch deswegen wichtig, weil recycelte Materialien eben nur dann sinnvoll sind, wenn sie auch tatsächlich frei von Verschmutzungen sind. „Bei Polyethylen dürfen zum Beispiel keine PVC-Abfälle enthalten sein, genau die wollen wir ja aus gutem Grund nicht drin haben.“ Je besser es also den Recyclinganlagen gelingt, Rohstoffe zu erkennen und zu sortieren, desto stärker lohnt sich auch, auf bestimmte Materialien zu setzen. Dazu können Produzenten wie Freudenberg Home and Cleaning Solutions beitragen, indem sie von vorneherein auf nachhaltiges Design achten. Und das wiederum bedeutet nebenbei, dass solche Produzenten auch anschließend besser an jene sortenreine Rezyklate gelangen. Ein Kreislauf – im wahrsten Sinne des Wortes.

Teilen auf: