Signal für die Null-Emission bei Erdgaspipelines

Auf der UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow, Großbritannien, haben über einhundert Nationen zugesagt, den Ausstoß des Treibhausgases Methan bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu verringern – allen voran die USA und die EU. Wie das gelingen kann, zeigt die neue Gleitringdichtung „CobaDGS“ der Freudenberg-Geschäftsgruppe EagleBurgmann. Sie schafft es, die Emission von Methangas aus Pipelinekompressoren beim Transport von Erdgas auf null zu reduzieren. Eine Berechnung zeigt: Wenn Freudenberg für Pipelinekompressoren nur noch CobaDGS statt herkömmlicher Dichtungen ausliefert, vermeidet das Unternehmen jedes Jahr die Emission von Methangas in einer Menge, die so klimaschädlich ist wie etwa zehn Millionen Tonnen CO2. Diese jährlichen Einsparungen erreichen wir schrittweise und erstmals vollständig im Jahr 2040.

Bei Stillstand sind Dichtungen von Methankompressoren zudem anfällig für schädliche Verschmutzungen, weshalb Betreiber das eingeschlossene Erdgas dann in der Regel in die Umgebung ablassen. Der Hilfskompressor „RoTech Booster“ von EagleBurgmann schützt die Dichtungen im Stillstand vor Verschmutzungen, sodass kein Treibhausgas mehr abgelassen werden muss. 650 Stück davon sind weltweit bereits im Einsatz und sparen jährlich etwa zwei Millionen Tonnen CO2-Äquivalent ein. Bis 2040 könnte damit auch hier die eingesparte Menge den klimaschädlichen Treibhauseffekt pro Jahr umgerechnet etwa um zehn Millionen Tonnen CO2 reduzieren.

Weniger Energie für mehr Klimaschutz

Energieeffizienz-Potenziale ermitteln und damit die CO2-Emissionen an den Standorten senken – diese Ziele verfolgt „Be energy efficient“, kurz Bee. Die Bee-Energieeffizienz-Expertinnen und -Experten haben im Berichtsjahr ein flexibles Beratungskonzept für die jeweils individuellen Bedarfe der Standorte entwickelt: Die Bee Basic Analysis für vier bis sechs Standorte gemeinsam identifiziert erste Einsparpotenziale und schnell umsetzbare Maßnahmen mit geringem Investitionsbedarf. Bei der Bee Advanced Analysis reist ein Team von Bee-Spezialistinnen und -Spezialisten an einen Standort und durchleuchtet die Produktionsprozesse und unterstützenden Systeme. Das Ergebnis sind standortspezifische Vorschläge wie beispielsweise der Einsatz drehzahlgeregelter Kompressoren, eine effiziente Drucklufttrocknung oder ein konsequentes Shutdown-Management. Mit Bee Assist stehen die Energieeffizienz-Expertinnen und -Experten den Standorten bei Produktionserweiterungen und Energieversorgungsoptimierungen zur Seite und geben kurzfristige Entscheidungshilfe. Abgerundet wird das Angebot durch die Bee Academy – ein umfassendes Online-Schulungsprogramm zu Grundlagen des Energiemanagements und der Energieeffizienz.

Das Konzept geht auf: Rund 25 Standorte haben den Basic- oder den Advanced-Prozess bereits durchlaufen. Das Energieeinsparpotenzial liegt bei durchschnittlich 25 Prozent – hochgerechnet auf den Gesamtenergieverbrauch der Freudenberg-Gruppe ein enormes Potenzial für CO2- und Kosteneinsparungen, eine Win-win-Situation für Klima und Bilanz.

Solar aufs Dach – Emissionen runter

Die Dachfläche der neuen Produktionshalle im kanadischen Nisku leer und ungenutzt lassen? Das kam für Freudenberg Oil & Gas Technologies nicht infrage. Stattdessen fanden rund 640 Solarpaneele ihren Weg aufs Dach. Dank dieser leistungsstarken Photovoltaik-Anlage kann der Standort seit Anfang 2021 etwa zwölf Prozent seines Energieverbrauchs selbst decken. Dies reduziert den CO2-Ausstoß um 157 Tonnen jährlich, was in etwa dem Energieverbrauch von 23 Einfamilienhäusern entspricht. Damit ist Freudenberg Oil & Gas Technologies in Nisku einer der ersten Produktionsstandorte in der Provinz Alberta, der Solarenergie direkt in seinen Geschäftsalltag integriert. Insgesamt soll der Bezug der neuen Gebäude den jährlichen Strom- und Erdgasverbrauch des Standorts um etwa 30 Prozent senken.

Kurze Wege für nachwachsende Rohstoffe

Mehr als eine Milliarde Dichtringe pro Jahr fertigt Freudenberg Sealing Technologies in seinem Werk Oberwihl in Deutschland, mit zunehmend besserer Klimabilanz. Im Jahr 2019 hat sich das Werk als Modellstandort für die gruppenweite Initiative „Be energy efficient“ qualifiziert. Unter den zahlreichen Maßnahmen, mit denen die Energieeffizienz in Oberwihl seitdem verbessert wird, ragt die Umstellung der Gebäudeheizung hervor. Sie wird auf Holzhackschnitzel umgestellt, ein nachwachsender Rohstoff, der im Schwarzwald reichlich vorhanden ist und zudem als Abfallprodukt der Holzwirtschaft nach Abnehmern sucht. Die Installation zweier Holzbrennkessel samt automatischer Befüllung ist weit vorangeschritten. 2023 soll die Anlage in Betrieb gehen.  Geprüft wird zudem die Installation eines Blockheizkraftwerks, mit dem der Verbrauch fossilen Heizöls um über 95 Prozent reduziert würde. Die Holzheizung in Oberwihl wird öffentlich gefördert, was wesentlich zu einer schnelleren Amortisation beiträgt. Fazit: Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen lohnen sich, wenn längere Zeiträume betrachtet werden. Zudem hilft der unverstellte Blick unabhängiger Energieexpertinnen und -experten, die sich mit den regional unterschiedlichen Fördermaßnahmen auskennen.

Alle Zeichen auf Grün

Laut der jüngsten Studie der US-amerikanischen National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (NASEM) verursachen die USA weltweit die größten Mengen an Plastikmüll. Gleichzeitig verpflichten sich große amerikanische Konsumgüterunternehmen zunehmend, Nachhaltigkeit zu fördern. Freudenberg Home and Cleaning Solutions ist das erste und einzige Unternehmen in seinem Marktsegment, das den Global Commitment Plastic Pact der Ellen MacArthur Foundation unterzeichnet hat, der sich auf die Reduzierung von Plastikverpackungen aus Neuware konzentriert. Bis 2025 hat das Unternehmen drei klare Ziele: die Recyclingfähigkeit der Kunststoffverpackungen auf 100 Prozent zu erhöhen, mindestens 25 Prozent recyceltes Material in seinen Kunststoffverpackungen einzusetzen und den Anteil von Neukunststoff in Verpackungen um mehr als 20 Prozent zu verringern. Schon heute besteht das Portfolio von Freudenberg Home and Cleaning Solutions zu mehr als 90 Prozent aus langlebigen Produkten und bietet nachhaltige Lösungen an, die nicht so schnell in Abfallströmen landen. Zur Vermeidung von Plastikmüll reduziert das Unternehmen kontinuierlich seine Verpackungen und setzt auf Karton und recycelbare Monomaterialien für Folien.

Grünstrom aus PPAs: Kosten und Klima im Blick

Grüner Strom, also aus erneuerbaren Quellen wie Wind-, Sonnen- und Wasserkraft, lohnt sich doppelt: zum einen für das Klima, da bei der Erzeugung keine klimaschädlichen Gase wie etwa bei der Kohleverstromung entstehen. Zum anderen kann sich dessen Nutzung auch finanziell lohnen – nämlich wenn er aus sogenannten Power Purchase Agreements, kurz PPAs, stammt und der Strompreis über die reguläre Vertragslaufzeit von zehn Jahren festgeschrieben ist. Fünf Prozent seines weltweiten Energiebedarfs deckt Freudenberg bereits mit Grünstrom aus PPAs, Tendenz steigend. Martin Skrobisch, Leiter des Projekts „Purchase Green Energy“, das Teil des übergeordneten Projekts „Sustainability drives Climate Action“ ist, beziffert die Kostenersparnis auf 40 Millionen Euro. Allerdings übersteige die Nachfrage nach grünem Strom, insbesondere in Europa und Amerika, aber zunehmend auch in anderen Teilen der Erde, das Angebot bei Weitem, so Skrobisch. Wenn sich ein interessantes Projekt bietet, heißt es also: Schnell zugreifen. Jüngstes Beispiel ist der PPA über die Belieferung mit Solarstrom aus dem mecklenburgischen Tramm-Göthen, wo im Berichtsjahr der bis dato größte Photovoltaik-Park Deutschlands entstanden ist. Auf einer Fläche, die 347 Fußballfeldern entspricht, erzeugen 420.000 Solarmodule jährlich rund 172 Megawatt Strom. Die Finanzierung dieses Mega-Projekts ermöglichte der Vertrag über die Abnahme des gesamten grünen Stroms für zehn Jahre, den Freudenberg und der Autobauer Volkswagen mit dem Stromvermarkter RWE geschlossen haben. Damit leisten PPAs einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie und zum Ausbau erneuerbarer Energien – sowie zur Erreichung der Freudenberg-Klimaziele.

Nachhaltige Technologie mit 1.000 Möglichkeiten

Das technische Textil Evolon der Freudenberg-Gruppe ist ein nachhaltiges und in der Herstellung einzigartiges Textilgewebe, das für über 20 Anwendungen genutzt wird, Tendenz steigend. Produziert wird es am Standort Colmar in Frankreich. Dort sind rund 60 Mitarbeitende der Geschäftsgruppe Freudenberg Performance Materials für Evolon tätig.  Verkauft wird das Produkt heute weltweit, zum Beispiel in Europa, nach Asien, Nord- und Südamerika sowie Südafrika. Das Besondere: Nicht nur die Technologie ist nachhaltig, auch das Produkt selbst wurde immer nachhaltiger. Es besteht aus Endlosfäden – sogenannte Mikrofilamente – aus Polyester und Polyamid, die mit Wasserstrahlen unter hohem Druck geteilt, verwirbelt und wieder gefestigt werden. So entsteht ohne jedes chemische Binde- und Lösungsmittel ein Textil mit einer dichten und kompakten Faserstruktur. Seit dem Jahr 2003 nutzt Freudenberg ein eigenes Aufbereitungssystem, dadurch wird Wasser in der Produktion eingespart und mehrfach genutzt.

Die Herstellung von Evolon mit Rezyklat aus gebrauchten PET-Flaschen ist ein weiterer Meilenstein für mehr Nachhaltigkeit. Als eines der ersten Unternehmen in Europa begann die Freudenberg-Gruppe Anfang der 1990er-Jahre mit dem Recycling von gebrauchten PET-Flaschen. Heute verwertet Freudenberg täglich rund sieben Millionen PET-Flaschen in Polyester-Vliesstoffen und ist damit weltweit einer der größten Wiederverwerter in diesem Bereich. Durch das Recycling der PET-Flaschen nutzt Freudenberg Abfälle als Rohstoff. Das reduziert die Umweltbelastung durch Deponien oder das Verbrennen. Zugleich führt der Ersatz primärer Rohstoffe durch recycelten Polyester dazu, dass natürliche Ressourcen eingespart werden.

Ein Quadratmeter des Textils besteht aus rund 6.000 Kilometern Mikrofilament, das in wenigen Minuten hergestellt wird, viel schneller als herkömmliche Textilien. Mit der Evolon New Generation von Freudenberg Performance Materials ist das Textilgewebe noch langlebiger. So entstanden neue Anwendungen, beispielsweise in den Bereichen Bettwäsche und Verpackung sowie in der Automobil- oder Elektronikindustrie. Die Evolon-Technologie und der Freudenberg-Standort in Colmar sind mit mehreren Zertifikaten für umweltfreundliche Prozesse ausgezeichnet. Unter anderem vom OEKO-TEX-Institut sowie dem MADE-IN-GREEN-Label, mit dem sowohl Schadstofffreiheit als auch nachhaltige Prozesse und sichere Arbeitsbedingungen gekennzeichnet werden.